Darstellung des Herrn 2. Februar 2020

Als Tag des geweihten Lebens wird das Fest Darstellung des Herrn gefeiert. Und jeder einzelne der Texte dieses heutigen Festtages wäre es wert, ganze Exerzitienwochen darüber zu gestalten, oder wenigstens in der Stille einige Stunden darüber zu meditieren. 

Ein wenig möchte ich Ihren Blick - gerade hier in unserer Katharinenkapelle des Priesterseminars - auf die Berufung zum Priester, zum geweihten Leben in dieser besonderen Weise - lenken. 

Um wirklich über die Berufung zum Priestertum reden zu können, darüber nachdenken zu können, müssen wir uns zuerst die Frage stellen, was den katholischen Priester ausmacht. Was unterscheidet ihn von jenen „besonderen, auserwählten“ Menschen, die in allen Weltreligionen ihren Stellenwert haben, die in ihrem Bereich für die Riten und Gesetze des Glaubens verantwortlich sind?

Es ist festzustellen, dass der katholische Priester „in dem besonderen Auftrag Christi in der Maßform der Apostel steht. Er ist also nicht die allgemeine religionsgeschichtliche Figur von Priestertum. Denn das besondere Maß des Priesterstandes in der Kirche kommt aus der Figur des Apostels, wie sie Christus geschaffen hat. Dem Priester ist von Christus aufgetragen, sein Wort zu verkünden, ihn selber zu verkündigen, die Verheißung zu verkündigen, die er uns gegeben hat. Diese Verkündigung ist immer auch eine Aufgabe der Liebe, des Aufbaues des Leibes Christi, des Dieners für die Armen. Und im Rahen dieser Verkündigung steht zentral die Verkündigung des Todes und der Auferstehung Christi. Diese Feier und Verkündigung nennen wir Eucharistie, heiliges Zeichen, Sakrament. 

Am Tag des geweihten Lebens dürfen, ja müssen wir aber auch darauf schauen, dass es in dieser Berufung zum Priestertum auch die „verratene Berufung“ gibt. Das bedeutet, eine Berufung, die nicht wirklich gelebt wird. Gott hat sein großartiges Werk so zerbrechlichen Gefäßen wie uns Menschen anvertraut. Er ist mit seiner Kirche ein erschreckendes Risiko eingegangen! Er hat sich in Hände gegeben, die ihn immer wieder verraten. Und er hat den Priestern die Möglichkeit gelassen, immer wieder zu fallen oder zu verfallen. Aber gerade durch die unfähigen Werkzeuge erhält er selber die Kirche.

Nehmen wir das als Trost! Denn der Herr ist stärker als die Sünden der Menschen. 

Nehmen wir es aber auch als Herausforderung an. Dass wir die Berufung, die wir von ihm empfangen haben, auch in der Gemeinschaft mit Christus zur Reife wachsen lassen, nicht durch Eigensinn und übersteigertes Selbstbewußtsein in dieser Reifung und Entwicklung blockieren, letztlich in unserer charakterlichen Bekehrung auf der Stelle treten, uns hinter äußeren Zeichen oder Riten verstecken, anstatt durch die Konversion des Herzens und ein echtes Eintauchen in die Liebe täglich neu an uns zu arbeiten. 

 

Blicken wir auf die erste Lesung dieses heutigen Festtages: 

Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr der Heere.

So bereitet der Prophet Malachias/Maleachi das Volk auf das Kommen des Erlösers vor. 

3 Punkte dürfen wir hier herauslesen.

Zum ersten: Der Herr kommt plötzlich. Er kommt zu seinem Tempel. Nicht in den Plänen des Menschen, sondern überraschend, immer neu und „unberechenbar“ zeigt sich das Kommen des Herrn. Und: Er kommt in sein Eigentum, wie es Johannes schreibt. Er kommt in seinen Tempel. Beim ersten Kommen in den großen Tempel zu Jerusalem, dem Zentrum der Anbetung und Verehrung Gottes. Bei seinem Wiederkommen in den Tempel des Neuen Bundes, in seine Kirche. Nicht daneben vorbei und nicht nach den Bahnen der Menschen. 

Berufung kann man nicht planen. Wahre Berufung zum Priestertum ist mehr als das innere Gefühl der Neigung zu diesem Berufsstand. Wahre Berufung ist keinesfalls ein Vorwand, um ein nichtbekehrtes und verkehrtes Leben unter dem Deckmantel des „Hochwürden“ zu beginnen oder zu führen. Die priesterlichen Gewänder sind der Waffenrock Gottes, nicht eine Kulisse, die man vorschiebt, um das eigene Dunkel zu verschleiern. 

 

Zum zweiten: Es kommt der Herr, den ihr sucht. Der greise Simeon hatte sein ganzes Leben lang gesucht und gehofft, die Witwe Hanna in ihren Gebeten den Erlöser ersehnt. Uns stellt sich die Frage: Suchen wir ihn wirklich? Wünschen wir ihn von ganzem Herzen herbei?  Oder geben wir uns mit dem Vorhandenen, dem Diesseitigen, dem von unserer Vernunft hervorgebrachten zufrieden?  Geben wir uns zufrieden mit dem Mittelmaß? Oder vielleicht sogar nur mit dem Minimum? — Machen wir uns neu auf die Suche nach dem Heiland und Erlöser. 

Und das dritte: Er ist der Bote des Bundes. Es geht um einen Bund, um eine neue und ewige „Verbündung“ mit dem Allerhöchsten. Es geht um die Freiheit, die Gott uns schenkt, nicht um postmoderne Beliebigkeit. Es geht um ein „Sich - Binden“ an den Herrn und seine Kirche, der gekommen ist, um in seinem Fleisch und Blut den neuen und ewigen Bund zu schließen. 

Wir haben heute die Kerzen entzündet, um auf das Licht des Herrn hinzuweisen. Wir sehen das immer mehr werdende Licht des anbrechenden Frühlings. Wecken wir unsere Sehnsucht nach dem, der unser Herz mit dem ewigen Licht entzünden kann. 

Bitten wir die selige Jungfrau Maria um ihren Beistand. Sie ist Lehrmeisterin jener Liebe, die nötig ist, den Ruf Gottes im Herzen auch wirklich richtig zu spüren und zu deuten. Der greise Simeon spricht zu ihr: Siehe, dieser ist bestimmt zum Fall und zur Auferstehung vieler in Israel und zum Zeichen des Widerspruchs. Auch deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden (Lk 2,34-35). Die unermeßliche Liebe Mariens für alle Menschen bewirkt, daß auch in ihr das Wort des Herrn Wirklichkeit wird: Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde (Joh 15,13). Dieses Wort des Herrn soll auch in uns Wirklichkeit werden. Hingabe als ein Grundprinzip dessen, was sich in der priesterlichen Berufung entfaltet. 

Maria hat zusammen mit ihrem leidenden und sterbenden Sohn so sehr gelitten. Sie verzichtete gleichsam  auf ihre Mutterrechte gegenüber ihrem Sohn zur Erlösung der Menschheit. Sie opferte ihn auf. An ihrer Hand und mit ihr begreifen wir jenen Umstand in der Passion unseres Herrn besser, den wir nie müde werden zu betrachten: Die Mutter Jesu stand bei dem Kreuz ihres Sohnes.

Dort ist auch unser Platz. Nicht nur am Tag des geweihten Lebens. 

Amen. 

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