12. September 2016 - Heiligster Name Mariä

Es ist ein merkwürdiges Datum - und es ist ein merkwürdiges Fest, das in Österreich von weitreichender Bedeutung ist.  Die Welt hat gestern nach Manhattan geschaut, wo vor 15 Jahren die Terrorangriffe das World-Trade-Center zerstört haben. Islamismus des 21. Jahrhunderts mit der technischen Entwicklung dieser Zeit. 

Und wir schauen heute um 333 Jahre in die Vergangenheit. Das osmanische Reich wollte über ganz Europa expandieren, das damalige Wien war über Wochen belagert. Die Wiener Bevölkerung, wie auch der polnische König bat um die Hilfe der seligen Jungfrau. Der Glaube des Abendlandes, seine Muttersprache - wie Papst Johannes Paul II. in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts dann sagen sollte - musste geschützt und verteidigt werden. König Sobiesky ministriert die Sonntagsmesse am Kahlenberg. Das Entsatzheer unter seiner Führung kann die Belagerung Wiens durch das Türkenheer aufbrechen. 

Auch wir dürfen immer neu die selige Jungfrau Maria um Hilfe und Schutz anrufen - ihren Namen ausrufen, um den Glauben zu stärken, gegen die Einflüsse von außen zu verteidigen. 

Nicht aber in der Kurzschlüssigkeit, die hasserfüllt auf die Zuwanderung in unserem Land schaut, sondern immer neu in der Frage, wie jeder Einzelne von uns einen Schritt im Glauben tun kann, seine Liebe zur seligen Jungfrau Maria - und durch sie untrennbar auch zu Jesus Christus zu vertiefen und stärken vermag. 

Wir haben das Evangelium von der Verkündigung gehört. Nicht nur deshalb, weil uns wenige Bibelstellen zur Verfügung stehen, die die selige Jungfrau Maria erwähnen, sondern vor allem deshalb, weil jene Perikope aus dem Lukasevangelium uns genau auf die Frage eine Antwort gibt: Wie kann ich heute - unter den Bedingungen des 21. Jahrhundert, in all der Säkularisierung und Infragestellung absoluter Wahrheiten - den Glauben leben und überzeugend weitergeben?

Der Engel bringt Maria die Botschaft. Sind wir heute bereit, zuzulassen, dass Gott zu uns spricht? Durch einen Engel, durch die Lehre der Kirche, durch die Verkündigung im Gottesdienst, ja auch durch unseren Mitmenschen? Oder versinken wir zu sehr in uns selbst, nehmen unseren Willen, unsere Planung, unsere „Lebenserfahrung“ - und zuletzt unseren Egoismus als einzigen Gradmesser?

Den Glauben überzeugend leben bedeutet zu erst, den Herrn in unserem Leben neu zulassen. Sich öffnen für sein Wort, das Wort des Lebens für unsere konkrete Welt ist. 

Maria wird als „Begnadete“ angesprochen. Sind wir uns bewusst, welche große Würde uns in der Taufe geschenkt ist? In der Firmung erneuert wird? Auch wir sind in gewissem Sinne „Begnadete“. Wir haben teil am gemeinsamen Priesteramt aller Getauften, haben teil an der Priester-, Königs- und Prophetenwürde des Herrn Jesus Christus. Paulus spricht die Getauften als die „Heiligen“ der jeweiligen Gemeinde an. Können wir uns dieser Würde entsprechend verhalten? Oder muß der Herr auch uns immer wieder sagen „Bei euch soll es nicht so sein“? Finden die Problemfelder der Welt, Lüge und Betrug und Unfrieden bei uns ebensolchen guten Nährboden wie bei Ungläubigen? Welche Strahlkraft hat das Christentum dann noch?

Maria erschrickt, als sie den Gruß hört. Sie denkt über die Bedeutung nach. Sind wir uns unserer Kleinheit vor Gott bewusst? Oder bilden wir uns etwas ein auf unsere Bildung, unsere Talente, unsere Leistungen?  Wie oft gibt es Enttäuschung in unserer Zeit, weil Menschen sich nicht genug bedankt, nicht genug geehrt fühlen. Wenn sogar kirchliche Angestellte meinen, für diesen oder jenen „Job“ total „überqualifiziert“ zu sein, zeigt dies schon den Verfall der wahren Demut und Bereitschaft, alles von Gott zu erwarten. 

Der Engel sagt „Fürchte dich nicht“.  „Non abbiate paura!“ - „Fürchtet euch nicht“, hat Papst Johannes Paul II. den Jugendlichen beim Weltjugendtag entgegen gerufen. Immer wieder. Fürchtet euch nicht, auch wenn der Gegenwind des Säkularismus euch rau ins Gesicht schlägt. Fürchtet euch nicht, wenn ihr in euren eigenen Familien mit Unglauben, mangelnder Liebe zu Gott und zur Kirche konfrontiert werdet. Fürchtet euch nicht, auch wenn alle Moral und jeder Anstand „den Bach runterzugehen“ scheinen. Haltet eure christliche Liebe entgegen. 

„Du hast bei Gott Gnade gefunden“, so setzt der Engel fort. Auch wir dürfen diese Gnade erhoffen, wenn wir bereit sind, sie auch anzunehmen. In einer „gesunden“ Beichte, nicht im oberflächlichen Abstauben, in der Hoffnung, dass so manche Rumpelkammer des Herzens verschlossen bleibt, sondern in der Bereitschaft, unter Gottes Licht auch tiefgreifende Veränderungen in unserem Leben zuzulassen. Der Gnadenstand ist etwas, das heute kaum mehr in den Predigten erwähnt wird. Wenn aber noch so unmodern, so umso wichtiger. Denn angesichts der Aussagen so genannter „Theologen“ und „Experten“, die sich in ihrem Hass gegen Gott und die Kirche, gegen die Gläubigen, die der Kirche die Treue halten, suhlen, erkennen wir, wie die Seele ohne Gottes Gnade zum Tummelplatz der Dämonen und zum Nährboden der Lüge und des Irrtums werden kann. 

„Du sollst einen Sohn empfangen und ihm den Namen Jesus geben“.   Dem Gottessohn den Namen „Jesus“ geben, also Gott Sohn als „Gott rettet“ zu bezeichnen, das ist der Grundauftrag der Verkündigung heute. Jesus ist nicht einer von vielen Sozialreformern, nicht einer unter vielen Religionsstiftern oder Friedensaposteln. Er beauftragt uns nicht zu ein paar sozialen Alibi-Handlungen, sondern er rettet uns. Er heilt uns. Er erlöst uns. Sein Name ist „Gott rettet“. Das muß immer neu die Grundlage unserer Verkündigung sein. 

Maria fragt anfangs „Wie soll das geschehen“, weil sie mit irdischer Vernunft nicht erdenken kann, wie das Wort Gottes, durch den Engel gesprochen, in die Tat umgesetzt werden kann. Doch sie ist unter dem Anhauch des Heiligen Geistes bereit, an diesen Plan Gottes zu glauben, der grösser ist als sie selbst, als ihre menschliche Lebensplanung. Diese Bereitschaft dürfen wir von Maria erbitten. Dass nicht irdische Sorgen und Überlegungen uns abhalten, uns fallen zu lassen in jenen Plan Gottes mit uns und unserer Welt, der unserem menschlichen Verstehen entzogen ist, weil wir als Geschöpfe nie und nimmer unseren Schöpfer ganz fassen werden. 

„Der Name der Jungfrau war Maria“, so steht es am Anfang dieses Verkündigungsberichtes. Und der Name der Jungfrau Maria darf uns das große Hoffnungszeichen für die Kirche des 3. Jahrtausends sein. Auf diesen Namen haben die Menschen der 2000 Jahre währenden Geschichte des erwählten Gottesvolkes in der Kirche gehofft, ihn angerufen in Momenten der Not und Bedrängnis. Den Namen Mariens haben die Gläubigen unserer Heimat im Belagerungszustand des osmanischen Heeres als Hoffnungsanker ausgerufen. Den Namen Mariens haben unsere Politiker 1955 unzählige Male im Rosenkranz-Sühnekreuzzug wiederholt und dankbar die Befreiung unseres Landes von der Besatzungsmacht erleben dürfen. 

Und wir dürfen täglich neu den Namen Mariens aussprechen. Beim Angelus-Gebet, das uns 3x täglich den Verkündigungsbericht vor Augen stellt mit jener großartigen Aussage des Johannesevangeliums verknüpft, dass Gottes Wort Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat, dass Gott Mensch geworden ist, um eben der Retter zu sein. 

Beim Rosenkranz, der uns die Heilsgeheimnisse betrachtend näher bringen will. 

Und bei jedem liebevollen Blick zum Bild der seligen Jungfrau, das wir nicht nur in Statuen und Bildern bewahren, sondern vor allem in unseren Herzen tragen sollten.  Amen. 

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