Josef, der Arbeiter 1. Mai

Dass der heutige Tag „Josef, dem Arbeiter“ gewidmet ist, gehört nicht zu den alten liturgischen Traditionen. Dieser Gedenktag wurde von Papst Pius XII. im Jahr 1955 eingeführt. Der 1. Mai als säkularer Gedenktag für die Anliegen der Arbeiter wurde 1890 in der Arbeiterbewegung festgelegt. Man gedachte der blutigen Auseinandersetzungen während eines Generalstreiks in den USA, der vier Jahre davor an einem 1. Mai begonnen hatte.

Was ist Arbeit? Welche Bedeutung hat sie für das Leben des einzelnen Menschen und der Gemeinschaft? Unter welchen Bedingungen entspricht sie dem Wesen des Menschen?

Leo XIII. verfasste dazu Ende des 19. Jh. eine Enzyklika zur Unterstützung der Arbeiter. Nicht Gewalt, sondern Zusammenarbeit sollte im Vordergrund stehen. Diese Botschaft war gerade in einer Zeit der Aufstände und Proteste wichtig.

Auch wenn der heutige Gedenktag noch relativ jung ist, lenkt er unsere Aufmerksamkeit auf diesen wichtigen Aspekt menschlichen Lebens, auf die Arbeit. Durch das Christentum änderte sich in Europa die Einstellung zur Arbeit. In der Tradition der Griechen und Römer war Arbeit Sache der unteren gesellschaftlichen Schichten, der einfachen Leute und der Sklaven. Dazu zählte alle Arbeit, die das Lebensnotwendige herstellte, was für das tägliche Leben nützlich war. Der freie Mensch sollte frei von dieser Arbeit sein, meinten die Philosophen. Auf Latein heißt Arbeit „labor“, damit ist die Mühe, die Anstrengung gemeint. Ein zweites Wort für Arbeit ist „negotium“, das bedeutet, dass man keine Ruhe, keine Muße hat. Das Ideal des freien Menschen war „otium“, die Muße, die Ruhe, das Recht zum Nichtstun. Man konnte philosophieren, schöne Bücher lesen, dichten, Kultur genießen. Aber die einfache Arbeit galt als minderwertig.

Gottes Wort zeigt uns einen anderen Weg. Arbeit ist Teil des menschlichen Lebens. Man könnte sagen, Gott „arbeitete“, als der die Welt erschuf. Am siebten Tage ruhte Er. Um es uns noch deutlicher zu machen, wurde Er Mensch und arbeitete. Jesus, der Gottessohn, arbeitete bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr im Gewerbe der Baumeister. Lehrmeister war sein Ziehvater Josef. Man baute vor allem aus Stein, Holz war in Israel wenig zur Verfügung. Gleich in der Nähe von Nazareth wurde die Stadt Sephoris erbaut, die viele Fachkräfte brauchte. Jesus lebte wie sein Ziehvater von dem Ertrag der eigenen Arbeit.

Dieses biblische Ideal setzte der Hl. Benedikt in den Klöstern um. Damit stellte sich gegen die antiken Vorstellungen. Jeder kennt das Prinzip der Benediktinerklöster: Bete, arbeite und lies – ora et labora et lege. Das ist das Motto jedes Mönchslebens. Nicht nur beten und lesen und von den anderen leben, sondern aus seiner eigenen Hände Arbeit leben (RB 48,8). So beschreibt es er Hl. Benedikt in seiner Regel für die Mönche.

Arbeiten bedeutet etwas aufbauen, etwas am Leben erhalten, kann auch bedeuten Neues zu schaffen. Wenn wir jemanden pflegen, ihm helfen, schaffen wir in jedem Moment neu Ordnung in seinem Leben. Wenn wir zusammenarbeiten, schaffen wir eine Atmosphäre der Gemeinschaft. Als Gott die Welt erschuf, ordnete er das, was vorher im Chaos lag. Das zeichnet auch unsere Arbeit aus, so haben wir Anteil an Gottes Wirken.

Und wir können zufrieden sein, wenn wir etwas zustande gebracht haben. Das ist Zeichen des Friedens Christi in unserem Herzen, der Dankbarkeit (Kol 3,15). „Tut eure Arbeit gern, als wäre sie für den Herrn und nicht für Menschen“ (Kol 3,23), schreibt Paulus den christlichen Sklaven. Den ewigen Lohn für unseren Fleiß empfangen wir von Gott.

Ist es belastend, wenn man mit zunehmendem Alter weniger „schaffen“ kann? Jedes Alter hat seine Möglichkeiten und seine Aufgaben. In jeder Situation ruft uns Gott in den höchsten Dienst, in Seinen Dienst. Wir wirken mit Ihm in unserem Denken, Fühlen, Reden, Arbeiten. Wir werden von Gott dafür unseren Lohn empfangen (Kol 3,24), wenn wir es aus Liebe getan haben. Amen.

https://www.katholisch.de/artikel/17365-josef-der-arbeiter

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