15. August - Mariä Aufnahme in den Himmel

Liebe Schwestern und Brüder!

Als 4. Geheimnis im glorreichen Rosenkranz bekennen wir, was wir heute feiern. Im 20. Jahrhundert wurde von der Kirche durch ein Dogma anerkannt, was von Anfang an tiefe Glaubensüberzeugung der Christen war: Maria, die Mutter des Herrn, wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. 

In den klösterlichen Gemeinschaften, ebenso im Stundengebet der Priester, endet das letzte Gebet des Tages, die Komplet über weite Strecken des Jahres hin mit dem Salve Regina, jenem schönen Marienhymnus, dessen Abfassung verschiedenen Autoren des 11. Jahrhunderts, darunter auch dem Hl. Bernhard von Clairvaux zugeschrieben wird. 

 

„spes nostra salve“ - Unsere Hoffnung, sei gegrüßt. Im Salve Regina singen wir diese Anrufung Mariens als „Unsere Hoffnung“. Und vielfach können wir dieses Wort auf die fürbittende Macht Mariens beziehen. 

Sie ist unsere Hoffnung, weil sie unsere Gebete zum Herrn leitet, das Ohr an den Sorgen der Menschen hat, wie sie es bei der Hochzeit zu Kana unter Beweis gestellt. hat. 

Doch anlässlich des heutigen Hochfestes dürfen wir in der Betrachtung von Maria als unserer Hoffnung noch einen entscheidenden Schritt weitergehen. 

Sie ist unsere Hoffnung, weil an ihr geschieht, was wir gläubigen Herzens für uns selbst erhoffen. Sie geht ins Leben bei Gott ein. 

Nicht Tod und Vernichtung und Verwesung sind die letzte Zukunft des Menschen. Nicht Vergessen, nicht Zurückfließen in ein unpersönliches großes Ganze, nicht Einschwenken in einen ewigen Kreislauf, sondern: Das Leben!

An der seligen Jungfrau Maria dürfen wir dies erkennen, an einem Menschen, zwar besonders erwählt und begnadet, aber doch ein Mensch. Bei der Himmelfahrt des Herrn durften wir es schon sehen. Doch als Gottessohn hat Jesus vielleicht hier noch eine besondere Ausnahme in Anspruch nehmen können. Doch jetzt geht es um einen Menschen, um einen konkreten Menschen, Maria. Und mit ihr geht es um uns, um jeden Einzelnen von uns, in seiner Persönlichkeit, in seiner Unverwechelbarkeit, in all dem, was jeden einzelnen von uns als Menschen ausmacht. 

Wir feiern Mariä Aufnahme in den Himmel im Hochsommer. Aber wir spüren schon, wie die Tage kürzer werden. Täglich um vier oder 5 Minuten. 

Die Störche rüsten sich zum Aufbruch in den Süden, so manche Zeichen des Herbstes sind untrüglich erkennbar. Wenn die Meteorologen mit ihren Vorhersagen Recht behalten, wird sich ab heute oder morgen das Wetter Richtung Herbst umstellen. 

Für einen Menschen wie mich, der den Sommer sehr schätzt und die warmen, ja heißen Tage in vollen Zügen geniessen kann, bedeuten diese Anzeichen des herannahenden Herbstes immer ein bedrückendes Gefühl. Und wir kennen diese Bedrückung noch viel stärker, wenn es nicht um das Sterben in der Natur, sondern um unser eigenes Sterben geht. Wenn ein lieber Angehöriger stirbt, da werden in uns Fragen nach dem Wohin des Menschen, nach seiner letzten Heimat wieder gestellt. 

Maria ist uns hier ein Zeichen der Hoffnung, weil an ihr geschehen ist, was auch uns von Gott her verheißen ist. 

 

Aber: Sollen wir wirklich nur warten, bis uns solch bedrückende, ja quälende Gedanken über den eigenen Tod überkommen? Schieben wir diese Gedanken nicht gerne von uns?

Maria ist unsere Hoffnung - und damit Anlass zur Freude: vita, dulcedo et spes nostra, salve, singen wir: Unser Leben, unsere Süssigkeit, unsere Hoffnung sei gegrüßt!

Unser Leben! - Weil Maria uns zeigt, was Leben bei Gott heißt.

Unsere „Süssigkeit“ - ein altes Wort, fernab von honigtriefender Frömmelei, sondern Zeichen, dass Gott unser Glück, unsere Seligkeit will. Deshalb wird es heute mit „Wonne“ übersetzt. Und wo sonst können Glückseligkeit diese wirklich finden, als in der Gemeinschaft Gottes!

Warten wir nicht, bis uns bedrückende Gedanken über das Woher und Wohin des Menschen, über unser eigenes Leben überkommen!

Sagen wir Ja zu diesem Leben, das uns Gott geschenkt hat. Freuen wir uns über unsere Bestimmung, einst in seiner Gemeinschaft auf ewig leben zu dürfen.

Und nähren wir mit dieser Freude auch unseren Eifer, täglich neu für ihn und seine Kirche einzutreten, ihm nachzufolgen und ein lebendiges Zeugnis für seine Nähe und Gegenwart abzulegen. 

Amen.

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