1. Mai 2021 - Hl. Josef, der Arbeiter

 

Von Josef ist uns im Evangelium kein einziger Ausspruch, kein Wort, keine Stellungnahme überliefert. Wir hören nur, dass er „gerecht“ war. Aus seinen Taten dürfen wir erkennen, welche Bedeutung dieser Heilige für uns hat. Gerade in diesem Jahr, das Papst Franziskus besonders unter den Schutz des hl. Josef gestellt hat, dürfen wir seine Bedeutung von verschiedenen Seiten beleuchten. 

Die Kirche verehrt ihn als ihren besonderen Schutzpatron. Wir verehren ihn als den Patron der Familien. 

Der heilige Josef ist der große Mann, der sein Leben ganz in den Dienst des Planes Gottes gestellt hat. Seine Vorstellungen vom Leben, das er gemeinsam mit seiner Braut Maria führen wollte, sobald er sie als seine Frau zu sich genommen hatte,  waren eingebunden in die göttliche Gnadenführung und Vorsehung. Die Liebe Josefs und Marias sollte allein Gott gehören. So waren sie in allem offen für den Plan der göttlichen Liebe.

Als Josef von Nazareth gewahr wurde, dass Maria ein Kind erwartete, das nicht von ihm war, begriff er noch nicht das Wirken Gottes. Der Engel offenbarte ihm im Traum, dass Maria ihr Kind Jesus vom Heiligen Geist empfangen hatte und dass dieser Jesus der Erlöser der Menschen sein werde. Gott selber vertraute ihm seinen Sohn an. Diesem sollte er ein väterlicher Beschützer sein. Das Jesuskind, das nur einen einzigen Vater hatte, den im Himmel, würde dennoch auf Erden zu ihm „Vater“ sagen und ihm in kindlicher Liebe zugetan sein und gehorchen. 

Maria, die Jungfrau, sollte Josef zu sich nehmen als seine Frau, um sie gerade auf diese Weise zu beschützen. 

Das alles hat Josef in vorbildlicher Weise erfüllt. Er war kein Sprüchemacher, sondern ein Mann der stillen Tat, des vorbildlichen Dienstes und der Ganzhingabe an den Willen Gottes. Wir brauchen das Vorbild des heiligen Josef für unsere Väter, insbesondere auch für die geistlichen Väter, die uns im Glauben begleiten und führen. 

Wir brauchen seine Fürbitte für die Ehen und Familien, für die geistlichen Berufe und für die Kirche insgesamt.

Wir dürfen heute erkennen, wie Jesus es zuließ, als Sohn des Zimmermanns bezeichnet zu werden. Wir sehen zugleich auch die Problematik, die die Wahl Gottes, aus einer menschlichen Familie geboren zu werden, mit sich bringt: 

Wie kann der Sohn eines kleinen Handwerkers solche Reden führen? Mit solcher Macht und Kraft auftreten? Den Menschen das Herz erwärmen, ja in Flammen setzen, ganz anders als die Pharisäer und Schriftgelehrten, die mehr auf ihr eigenes Einkommen und Fortkommen und auf ihren Ruf schauten - und damit genau diesen Ruf zunichte machten?

Wenn ich hier auf Sie, auf unser Priesterseminar blicke, so sehe ich vor mir die ganze Bandbreite an Lebensgeschichten. Vom einfachen Handwerker, der sich durch die Prüfungen zur Studienberechtigung müht,  bis zum fertigen Akademiker, der als weiteres Studium ohne größere Probleme die Philosophischen und Theologischen Fächer absolviert. Und allen gemeinsam ist der Ruf, der vom Herrn an sie ergangen ist. Ein Gegenbild zu schaffen gegen eine Untergangskultur, die nur noch fragt: Was bringt es MIR, Was verdiene ICH dabei, welchen Nutzen habe ICH? Es geht um ganz anderes, um Größeres. Und es geht darum, seine Herkunft niemals zu verleugnen, sondern darauf aufzubauen. 

Jesus lässt es zu. Er lässt es geschehen, dass man ihn den Sohn des Zimmermannes nennt, den Sohn der Maria, dass man seine Verwandten (die damals allesamt „Brüder und Schwestern“ genannt wurden) aufzählen kann. 

Er ist Sohn Gottes, Gott und Mensch, und doch hat er sich diese irdische Familie gewählt, hat Josef als seinen irdischen Vater angenommen, sich im Gehorsam diesem weisen Mann unterstellt. 

Jesus lässt es zu. Im Gegenteil, er will uns damit eine ganz besondere Lehre mitgeben. Denn sein Nährvater ist - so würden wir es heute bezeichnen  - „gut geerdet“. 

Josef ist nicht der weltfremde Träumer, der über dem Boden schwebt, der sein Lebtag kein Werkzeug angegriffen hat, der nichts weiss vom Arbeitsalltag, vom täglichen Schaffen, um die Familie ernähren zu können. 

Nein, er steht mit beiden Beinen fest auf der Erde.

In dieser Haltung darf er auf besondere Weise Vorbild für unser kirchliches Leben, für das Wirken der Priester und Laien im gemeinsamen Priestertum aller Getauften sein. Nicht weltfremd und abgehoben, nicht an den Problemen der Menschen vorbei, sondern mit den Menschen und im Leben der Menschen spielt sich das wahre Leben der Kirche ab. 

 

In eine irdische Familie wollte der Gottessohn hineingeboren werden. Und einen weisen Mann hat er sich als Nährvater auserwählt. Einen, von dem er nicht nur das Handwerk erlernen konnte, sondern auch die tiefe Lebensweisheit, über all den Sorgen über das alltägliche Leben, nicht auf Gott zu vergessen. Und vor allem, auf Gott zu hören, und den inneren Ruf - der auch an uns alle immer wieder ergeht - zu befolgen. 

 

Gerade in diesem Jahr, das besonders dem Hl. Josef geweiht ist, dürfen wir ihn bitten, dass uns gelingt, was sein Lebensinhalt war: Dass wir den Willen Gottes - so wie er - in den kleinen Dingen des Alltags neu erspüren lernen. 

Amen.

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