8. Dezember 2020 - Hochfest der ohne Makel der Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria

„Die Lehre, dass die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadenprivileg des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erretters des Menschengeschlechtes, von jedem Schaden der Erbsünde unversehrt bewahrt wurde, ist von Gott offenbart und darum von allen Gläubigen fest und beständig zu glauben.“ , mit diesen Worten verkündete der selige Papst Pius IX., mit dem Apostolischen Schreiben „Ineffabilis Deus“, am 8. Dezember 1854 das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis. 

Bereits aus diesem Text dürfen wir die Grundlage erkennen, die jedes Dogma der katholischen Kirche ausmacht, und speziell die Zielrichtung dessen, was das Mariendogma für uns bedeutet. 

Zum ersten: Es ist die beständige Glaubensüberzeugung der Christen über viele Jahrhunderte, die durch die Dogmatisierung in einen allgemein gültigen Glaubenssatz gegossen wurde. Es geht um eine bereits bestehende Glaubensüberzeugung, nicht um eine Erfindung des kirchlichen Lehramtes, um ein Produkt eines Planungsgremiums, am grünen Tisch entwickelt und formuliert. Die Glaubensüberzeugung der katholischen Christen über die allerseligste Jungfrau Maria wurde so in das allgemeine Glaubensgut des kirchlichen Lehramtes aufgenommen. 

Zum Zweiten: Gerade das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis läßt uns auf besondere Weise die Liebe Gottes zu seinem Volk erkennen. Es geht um die Erlösung, um die Errettung des Menschengeschlechtes, wie es das Dogma formuliert. Es geht um den unergründlichen Heilsplan Gottes, den er vor aller Zeit aus Liebe erdacht, in der Zeit durch die Menschwerdung seines Sohnes verwirklicht und im Kreuzesopfer des Gottessohnes vollendet hat. Und in diesem Heilsplan fügt er ein menschliches Geschöpf, ein junges Mädchen aus Nazareth, eine Jungfrau, in eine besondere, ja in die höchste Aufgabe ein, die jemals einem Menschen übertragen wurde. Maria sollte Mutter seines göttlichen Sohnes werden, und dafür sollte sie in entsprechender Weise vorbereitet werden. 

Der heilige Papst Johannes Paul II. fasst es in seinem Buch „Maria, Stern des Morgens“ so zusammen: „Die Seele Marias wurde nie von der geringsten Sünde befleckt. Wie sie aus den Händen des Schöpfers hervorgegangen war, so blieb sie, ja, sie wuchs noch in moralischer Vollkommenheit bis zum höchsten Gipfel der leiblichen Aufnahme in den Himmel. 

Diese höchste Reinheit darf uns Maria nicht fern erscheinen lassen, trotz unserer Beschaffenheit als Sünder. Denn diese Untadeligkeit steht ganz im Dienst des Menschen. (271)

Wenn wir also das heutige Hochfest feiern, dann dürfen wir neu auf die Erlöserliebe Gottes schauen, der nichts unversucht läßt, um uns Menschen in seiner Liebe bergen zu können.

Zum dritten: Gleichzeitig stellt uns Gott mit der allerseligsten Jungfrau Maria ein großartiges Vorbild vor Augen. Maria ist die beste Lehrerin, wenn es um die Frage geht, wie wir uns ganz dem Willen Gottes öffnen können. Denn Ihr Ja zum Willen Gottes, das sie dem Engel entgegenruft, darf uns Vorbild und Richtschnur für unser eigenes Verhalten, für das Einlenken unseres Willens in den Willen Gottes sein. Dass unsere himmlische Mutter für uns die beste Lehrerin ist, hat bereits der heilige Bischof und Kirchenlehrer Ambrosius, dessen Gedenktag wir gestern feierten, bezeugt:

„Die erste Begeisterung fürs Lernen entfacht die Vortrefflichkeit des Lehrers. Was wäre vortrefflicher als die Mutter Gottes. Was wäre glänzender als sie, die der Abglanz des Vaters auserwählt hat, was keuscher als sie, die ohne körperliche Berührung einen Körper geboren hat? Was soll ich denn von ihren übrigen Tugenden sprechen? Jungfrau war sie nicht nur dem Körper, sondern auch dem Geiste nach; sie, die ihre reine Gesinnung durch keinen hinterlistigen Ehrgeiz schändete: demütig von Herzen, besonnen in ihren Worten, klugen Sinnes, eher knapp im Reden, eifriger im Lesen, setzte sie ihre Hoffnung nicht auf die Unsicherheit des Reichtums, sondern auf das Gebet einer Armen. Eifrig bei der Arbeit, zurückhaltend im Gespräch, befragte sie als Richter über ihren Geist keinen Menschen, sondern Gott, beleidigte niemanden, meinte es allen gut, stand vor Eltern auf, beneidete ihresgleichen nicht, floh vor Prahlerei, folgte der Vernunft, liebte die Tugend.“ - Soweit die Worte des Hl. Ambrosius.

Ich erinnere mich noch an die Worte des Neutestament-Professors an der Wiener Fakultät, der mir erzählte, er hätte am Immaculatafest immer nur den ersten Teil des Evangeliums gelesen, bis zu der Stelle, wo Maria vom Engel begrüßt wird: „Sei gegrüßt, du Begnadete!“ - Er tat dies, damit die Gläubigen das Fest der Unbefleckten Empfängnis nicht mit dem Fest der Verkündigung des Herrn verwechselten. Diese Argumente sind selbstverständlich richtig. Andererseits zeigt uns das heutige Evangelium ganz genau, für welche Aufgabe Maria auf diese Weise von Gott begnadet wurde. Denn aus der Tragik des Sündenfalls, wie wir ihn in der ersten Lesung wieder gehört haben, wollte Gott auf besondere Weise die Menschheit herausheben. Und daher erwählt er sich „die Frau“, zwischen der und der Schlange er Feindschaft setzt. In Hinblick auf die Erlösung der Menschheit passiert, was der Engel der seligen Jungfrau Maria verkündet. 

Gott hat vor allen Zeiten diese Erlösungstat aus unendlicher Liebe erdacht und geplant. Deshalb sagt uns der Heilige Paulus heute: Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor ihm.Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen, zum Lob seiner herrlichen Gnade.

Amen. 

 

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