Dritter Sonntag der Osterzeit - 19. April 2015

Liebe Schwestern und Brüder, versammelte Gottesdienstgemeinde!
Die Situation der Jünger Jesu war nach seinem gewaltsamen Tod sehr verwirrend. Sie waren in eine schwere Krise geraten. Sie hatten gehofft - so beschreibt es Lukas in der Vergangenheit. Hoffnung vorbei, zerbrochen am harten Holz des Kreuzes, begraben mit dem Herrn, zerdrückt unter dem großen Stein vor dem Eingang des Grabes. Zu all dem schwieg Gott. Und sein Messias schwieg. Der, von dem sie gehofft hatten, dass er es sein werde, der neue Verhältnisse schafft. 

So gehen sie weg von Jerusalem, dem Ort der verlorenen Hoffnung. Die Jünger sahen nur noch Fakten, mit menschlicher Vernunft ergriffen, und sie konnten sie nicht deuten. Damit war ihr Leben ohne Bedeutung geworden. 

Zwar haben am Ostermorgen die Frauen eine kleine Botschaft vom Leben gebracht. Das Grab sei leer, der Stein weggerollt, Engel seien erschienen. 

Doch die Männer der realen Fakten hatten keinen Blick und kein Ohr für das Überraschende. Das Leben ist immer mehr als das Faktische - und sicher mehr, als wir uns in unserem menschlichen Vernunftdenken zusammenreimen, planen, ersinnen können. 

Für die Jünger - wie für uns heute - stellt sich immer neu die Herausforderung, hinter all den Fakten, inmitten des Alltäglichen, die leise Spur Gottes zu ahnen. Das mag bisweilen sehr schwer sein. Das braucht einen neuen Blickwinkel, einen neuen Blick - ja - gewagt ausgedrückt: es braucht neue Augen!

Rainer Maria Rilke hat dies in Gedichtform sehr treffend ausgedrückt:

Du darfst nicht warten, bis Gott zur dir geht

und sagt: Ich bin.

Ein Gott, der seine Stärke eingesteht,

hat keinen Sinn. 

Du mußt wissen, dass Gott dich durchweht

seit Anbeginn.

Und wenn dein Herz dir glüht und nichtsverrät,

dann schafft ER drin. 

Nur manchmal, während wir so schmerzhaft reifen,

dass wir daran schon fast zerbrechen,

formt sich aus all dem, was wir nicht begreifen,

ein ANGESICHT

und sieht uns strahlend an.

Unser heutiges Evangelium nach Lukas beginnt genau dort, wo die Jünger mit neuen Deutungen und Perspektiven nach Jerusalem zurückkehren. Was ist auf dem Weg nach Emmaus geschehen? Was brachte neue Hoffnung?

Da ist einer mitgegangen, der ihnen die uralte, bekannte Botschaft neu erzählt. Aus der Tora, aus den Prophetenbüchern. Sabbat für Sabbat haben die Jünger das alles gehört. Aber ER erzählt es in neuen Zusammenhängen, er erzählt von seinen Erfahrungen. Und er öffnet damit das Grab der toten Hoffnung seiner Jünger. 

Sie bitten ihn, bei ihnen zu bleiben. Und er ist damit wieder der „Immanuel“, der „Gott mit uns“

Alles, was er auf dem Weg aufleuchten ließ, verdichtet sich im Brotbrechen. Sie erkennen ihn. Der Rückweg nach Jerusalem kann beginnen. 

Und in ihrem Erkennen, im Verstehen, in der Rückkehr aus der Hoffnungslosigkeit, ist er nun wirklich da, real, als Auferstandener, als Gott und Mensch. Mit seinen Wundmalen, den Zeichen seiner unendlichen Liebe zu uns. Er isst mit den Seinen, und wiederum deutet er die Zusammenhänge all dessen, was geschrieben ist und was sich ereignet hat. 

Aus dieser Kraft können die Jünger das Evangelium verkünden - und die Kirche in ihren Gliedern bis heute.  Amen. 

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