Dreifaltigkeitssonntag  - 31. Mai 2015

Heute bin ich versucht, die Zisterzienser zu beneiden. Sie haben nämlich das Privileg, am Dreifaltigkeitssonntag die Predigt auszulassen: Propter difficultatem materiae – wegen der Schwierigkeit der Materie.

Wer am Dreifaltigkeitssonntag predigen muß, steht nämlich vor einem großen Problem. Denn die Dreifaltigkeit ist das am meisten ausgesprochene aber am wenigsten verstandene Geheimnis Gottes. Vater, Sohn und Geist – Ein Gott in drei Personen. Wir begegnen ihm im Kreuzzeichen, zu Beginn eines jeden Gottesdienstes, in unzähligen Liedern, im “Ehre sei dem Vater”, im Glaubensbekenntnis. Die Lehre von der Dreifaltigkeit ist eine Zusammenfassung des ganzen Christentums. Und doch haben wir große Schwierigkeiten damit.

Vielleicht sind Sie selber schon einmal stutzig geworden, wenn Sie beten wollten und nicht wußten,. ob Sie den Vater, Jesus oder den Heiligen Geist ansprechen wollten: dann haben Sie vielleicht einfach “Gott" gesagt. In der Liturgie beten wir immer zum Vater, durch den Sohn. im Heiligen Geist. Die Kirche als geistgewirkte Gemeinschaft weiß sich an der Seite ihres Bruders .Jesus Christus - auf dem Weg zum Vater.

Für den Prediger gibt es heute zwei Versuchungen: Einmal könnte man sagen, Gott sei doch das absolute Geheimnis. Kein Mensch kann die Dreifaltigkeit bis ins letzte erklären. Das mag auch stimmen. Aber wir dürfen vor Gott keinen Vorhang zuziehen und sagen, es dürfe ja sowieso niemand hinter die himmlischen Kulissen schauen. Wir dürfen nicht so tun, als habe sich Gott in Jesus nicht gezeigt. Und außerdem: Wie soll man an etwas glauben, das so geheimnisvoll ist. daß es für den Menschen keine Bedeutung mehr hat'?

Zum andern besteht für den Prediger die Versuchung. einen ängstlichen Blick in die Werkstatt der Theologen zu tun.. Was man dort finden kann, sind teilweise abstrakte Spekulationen über das innere Leben in Gott. über das Zusammenspiel von Vater, Sohn und Geist. Viele Theologen haben Angst, etwas Falsches über Gott zu sagen: deshalb reden sie so viel über ihn. Manchmal wäre es besser gewesen, sie hätten einfach geschwiegen.

Wir müssen in aller Bescheidenheit zugeben, daß wir von Gott immer nur in menschlichen Bildern und Begriffen sprechen können: und die stimmen nie so ganz genau.

Mit noch vielen anderen Schwierigkeiten haben wir zu kämpfen. Da sind gläubige Juden und Moslems, die uns vorwerfen könnten. daß wir drei Götter anbeten. Da ist unsere eigene Vorstellungskraft. die uns vernünftig vorrechnet: eins plus eins plus eins gleich drei. und eben nicht eins!

Sicher merken Sie, daß man mit Mahtematik keine Theologie machen kann. Und Sie merken auch, daß es den Theologen manchmal die Sprache verschlägt: nämlich dann, wenn es um Gott selber geht, um sein Wesen; wenn man über den reden soll, den es eigentlich anzubeten gilt. Theologie hat es immer mit der Offenbarung zu tun. In der Heilsgeschichte, in der Schöpfung bis heute, offenbart sich ein dreifaltiger Gott. Ihn haben wir in Jesus Christus erkannt; ihn erfahren wir im Geist.

Jesus nennt den, der Himmel  und Erde gemacht hat, seinen Vater. Das ist etwas völlig Neues. Er sagt: Abba, lieber Vater!. Seine Gottesbeziehung ist so einmalig, daß er sagen kann: “Ich und der Vater ins eins!” Nach seiner Auferstehung spüren die Jünger, daß sie von ihm erzählen müssen. Sie merken, daß er ihnen nahegeblieben ist. Und sie nenne den, der sie führt und leitet, den Heiligen geist. Aus der Offenbarung geht hervor, daß Gott den menschen auf dreifache Weise nahegekommen und nahgeblieben ist

Nun aber ist das Christentum eine streng monotheistische Religion. Das heißt, wir bekennen uns zu dem einen und einzigen Gott. Und das erste Gebot dieses Gottes heißt: ,.lch bin der Here dein Gott... Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.

Wie aber soll man das zusammenbringen: Den Glauben an den einen Gott und seine dreifache Of'fenharung'? Das ist die entscheidende Frage, die die Theologen seit jeher beschäftigt. In der frühen Christenheit gab es viele Versuche Die beiden Extreme will ich kurz nennen. Die einen meinten' es gäbe so etwas wie drei Gotter in Gott. die nacheinander zur Erde hinabgestiegen seien, wahrend die anderen gerade Pause im Himmel gehabt haben. Die anderen stellten sich Gott als einen einzigen Gott vor, der verschiedene Rollen spielt: mal den Schöpfer, mal den Erlöser und zum Schluß noch den Geist. Ich vermute, manche Christen glauben auch heute noch so.

Der Glaube an die Dreifaltigkeit will uns vor solchen Verkürzungen bewahren. Wir glauben an den einen Gott in drei Personen. Dabei dürfen wir uns die Personen nicht im landläufigen Sinn vorstellen, wie die Person Meier oder die Person Leitner. Das Wort Person möchte ich gerne vom lateinischen per‑sonare ableiten, zu deutsch: hindurch‑tönen. In Vater, Sohn und Geist tönt und klingt auf je verschiedene Weise etwas vom Geheimnis Gottes durch. Die Personen sind nicht einzeln zu denken, sondern nur als sehr lebendiges Ganzes.

Was wir heute mit Person meinen, nämlich eigenständige Menschen, das ist etwas ganz anderes. Der Begriff ist wieder nur ein schlechter Notbehelf; nicht drei Wesen sind gemeint, sondern drei Weisen, in denen sich der eine Gott den Menschen gezeigt hat. Was wir von Gott erfahren, ist jeweils die Seite an ihm, die gerade am besten hörbar ist, am lautesten klingt. Und doch erfahren wir immer den einen Gott.

Ein Gott der Beziehung

Was aber fangen wir damit nun praktisch an? Was bedeutet das alles für unser Leben als Christen ? Wir haben gesehen So wie Gott sich in der Heilsgeschichte gezeigt hat so ist er auch wirklich Also ist Gott obwohl er einer und einzig ist kein vereinsamtes Einzelwesen das einem leid tun könnte In ihm selber gibt es Beziehung in ihm selber ist Raum zur Liebe Gott ist Gemeinschaft er ist die Liebe in Person In ihm klingt mehr als nur ein Ton Er ist nicht eintonig sondern der Grundakkord allen Lebens

In diese Liebe in diese Beziehung und Harmonie in Gott sind wir hineingenommen Durch Christus sind wir erlöst Wir sind Kinder Gottes Und jetzt betet Jesus Christus mit uns zum Vater Gott hat seinen Geist gesandt Und jetzt ist dieser Geist in der Gemeinde ja in uns selber gegenwärtig Gott ist Gemeinschaft In dieser Gemeinschaft dürfen wir jetzt schon leben

Gott selbst als Bild und Vor‑Bild

Das Erste Gebot spricht von der Einzigartigkeit Gottes Das Zweite Gebot lautet Du sollst dir von Gott kein Bild machen" Dieses Bilderverbot ist wichtig. Gott bleibt das absolute Geheimnis. Viele falsche Vorstellung von Gott kommen daher, daß Künstler und Theologen gegen dieses Gebot verstoßen. Gott ist eben kein Dreieck mit einem Auge darin. Wir dürfen uns von Gott kein Bild machen, aber wir können uns Gott zum Bild, zum Vorbild nehmen. Wen Gott Liebe ist und Beziehung, vom Vater zum Sohn, vom Sohn zum Vater, und wenn wir durch den Heiligen Geist in diese Beziehung hineingenommen ist, dann muß er selber das große Vorbild für unsere Geheimende sein.

Gott Jhwh ist der Gott mit uns, wie er alles in allem ist. Er ist der Gott in uns, wenn der Geist uns antreibt. 

Unsere Gemeinschaft darf und soll ein Bild Gottes sein, ein Bild von Lebendigkeit, Liebe und Beziehung.

Gehen wir mit den Augen des Kindes an dieses Geheimnis heran. Betrachten wir Gott mit der Freude des Kindes, das am Frühlingsmorgen in die Sonne hinausläuft, ihre Strahlen genießt, das Licht glänzen sieht und sich über das Liebesgeschenk des neuen Tages freut!

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